Was sind Reliquien?
Was sind Reliquien und welcher theologische Sinn kommt
ihnen in der christlichen Glaubenspraxis zu?
Eine Reliquie (von lat. reliquiae „Zurückgelassenes, Überbleibsel“) ist als Gegenstand kultischer religiöser Verehrung ein irdischer Überrest, besonders ein Körperteil oder Teil des persönlichen Besitzes, eines bzw. einer Heiligen. Eine Sonderform sind Berührungsreliquien, also Gegenstände wie Kleidungsstoffe, mit denen der Heilige in Berührung kam oder gekommen sein soll.

Reliquienschrank in Marienthal
Bereits in der frühen christlichen Kirche entwickelte sich eine besondere Verehrung der Märtyrer. Der erste biblische Beleg für Vorläufer von Reliquien findet sich in der Apostelgeschichte, wo die Gläubigen dem hl. Paulus Tücher wegnahmen und diese dann auf die Kranken legten, die geheilt wurden. (Apg 19,12). Mit dem nach seinem irdischen Tod unversehrt im Grab auferstandenen Leib Jesu Christi und der Annahme der Unverweslichkeit des heiligen Leichnams entwickelte sich auch der Glaube an die besondere Kraft der Leichname auch von anderen Heiligen. Lange Zeit wurde der aus der Urkirche herrührende Brauch gepflegt, über den Gräbern von heiligen Märtyrern Kirchen zu errichten (etwa die Peterskirche in Rom). Im Mittelalter ging man in der lateinischen Kirche dazu über, unter oder in den Altar Reliquien einzubetten. Die Ostkirchen setzen, ihrer Tradition folgend, Reliquien in die Mauern ihrer Kirchen ein.Mit dieser Praxis soll der innere Zusammenhang zwischen der „Gemeinschaft der Heiligen“ und der irdischen Kirche versinnbildlicht werden.